Urologie/Nephrologie

Der Pferdeharn

Der Pferdeharn ist physiologischerweise trüb und zähflüssig und riecht stark aromatisch. Das ist, weil sich darin fütterungsbedingt ein hoher Gehalt an Mineralien findet, und weil die Drüsen entlang der abführenden Harnwege Schleim beimischen. 

Mit einem Teststreifen untersucht die Tierärztin im aufgefangenen Urin den pH-Wert (normal: alkalisch), die Proteine (normal: eine Spur von Eiweiss), der Farbstoffe (normal: kein Blut- oder Muskelfarbstoff), die Glukose (normal: kein Zuckergehalt) und die Anzahl der Entzündungszellen. Pferde urinieren normalerweise in grossen Mengen und ca. 7- mal am Tag (eine Gesamtmenge von bis zu 10 Liter am Tag).

Wenn ein Patient häufig und in kleinen Mengen Harn absetzt, kann das die Folge von irritierten Harnwegen sein, z.B durch Konkremente.


Steine entlang der Harnwege beim Pferd

Pferd, geheilt von Blasensteinen

Entstehung

Wenn die Schleimhaut der Harnwege gereizt und entzündet ist – zum Beispiel bei einer aufsteigenden Infektionen – schilfern Zellen ab. Abgestorbenes Gewebe zusammen mit Entzündungszellen schaffen ein geeignetes Milieu, in dem Harnsalze ausfällen. Durch diese Ablagerung entsteht Harngries und schliesslich dann auch Harnsteine. Solche Konkremente, also mehr oder weniger grosse, steinartige Gebilde, können sich im Nierenbecken oder den ableitenden Harnwegen (den Harnleitern, der Blase und der Harnröhre) ablagern. Je nach Lokalisation werden sie Nephrolithen, Uretrolithen, Urolithen oder Urethra-Steine genannt. Meistens bestehen sie aus Kalziumkarbonat. Seltener kommen aber auch Kalziumoxalat; -phosphat oder Struvit-Steine vor.

Blasensteine sind entweder abgeflacht, sphärisch geformt oder mit Spickeln versehen. Die Konkremente und Steine verursacht selbst wieder eine ständige Irritation und Läsionen der Schleimhaut. Das führt zu einer chronischen Entzündung und Mikro-Blutungen.

Klinische Symptome

Wenn sich Konkremente vom – oder gar der ganze Stein lösen und mit dem Harnfluss bewegen – bleiben sie, im Extremfall, in den abgehenden Harnwegen stecken. Sie behindern oder verhindern den Urinfluss und es kommt zu einem Harnstau. Der Harnabsatz ist häufiger als normal und in kleinen Mengen. Der Patient zeigt Schmerzen beim Urinieren. Die Tiere magern langsam ab, und können ein stumpfes Haarkleid haben. Im Urin lassen sich Blut- und Entzündungszellen nachweisen - sowie Kalziumkarbonat- und Kalziumoxalat-Kristalle bei der mikroskopischen Untersuchung.

Wallache sind häufiger von Harnsteinen betroffen als Hengste und Stuten. Leider sind keine Frühsymptome erkennbar. Steine entstehen unbemerkt und vergrössern sich langsam und stetig, bis sie schliesslich zu Problemen führen.

Diagnose

Die folgenden Untersuchungen sind im Stall durchführbar:

Rektale Untersuchung: 
Bei der rektalen Untersuchung kann in der Blase eine unterschiedlich grosse und harte Masse ertastbar sein.

Transrektale Ultraschalluntersuchung: 
Bei der transrektalen Ultraschalluntersuchung kann der Stein genauer beurteilt werden.

Zystoskopie: 
In der Zystoskopie (Einführen des Video-Endoskops in die Harnwege) sind die Konkremente sowie deren Ausmass an Irritation sichtbar. 


Blasenstein im Ultraschall

Transrektale Ultraschall-Untersuchung:
Gespickter Blasenstein mit poröser Oberfläche erkennbar. Der Schallstrahl wird am Blasenstein reflektiert.

Zystoskopische Darstellung der Blase mit Stein und Konkrementen

Endoskopische Darstellungen der Blase mit Blasenstein-Konkrementen, einer lädierten Schleimhaut und Blutungen.

Ulzerierte Blasenwand mit Spickeln

Therapie

Sobald ein Stein entdeckt wird, ist es wichtig, dass er entfernt wird, bevor es zu einer Extremsituation kommt.
Leider lösen sich Harnsteine nicht mit Medikamenten auf. Es gibt einige chirurgische invasive und minimal invasive Techniken, um Steine zu zerstören und zu entfernen. 

Lesen Sie mehr Details in unserem Fallbericht vom 18.4.2023 in der Zeitschrift «Gesundheit», verlinkt unter: https://www.vetcare.ch/de/aktuelles/meldungen/Gesundheit-Blasenstein.php

Prognose

Sind der Stein und die Konkremente einmal entfernt, wird eine Rückfallrate mit erneuter Steinbildung in ca. 40% der Fälle beschrieben. Präventiv kann über die Fütterung versucht werden, die Wasseraufnahme zu fördern. Dadurch wird mehr Harn produziert, was ein vermehrtes Ausschwemmen von Konkrementen bezweckt. Protein- und Kalziumreiches Futter (wie z.B Luzerne, Klee, u.a.m) sollte minimiert werden.

Nierenversagen

Eine weitere Erkrankung des Harnapparates ist das Nierenversagen. Dies kann plötzlich geschehen, dann ist es akut oder die Erkrankung ist bereits schleichend in eine chronische Form übergegangen. Die Ursachen für dieses Versagen sind sehr vielfältig.

Zu den möglichen Untersuchungen gehören eine ausführliche Anamnese, die Blut- und Harnuntersuchung, das Berechnen der fraktionellen Exkretion, die Endoskopie der Harnwege und der Blase und ein Ultraschall der Nieren und Blase, etc.

Nierenultraschall Pferde

Transabdominales Ultraschallbild der rechten Pferdeniere.

Nierenultraschall transrektal Pferde

Transrektales Ultraschallbild der linken Pferdeniere.

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