Huforthopädie

Podiatrie


Die Podiatrie ist das medizinische Fachgebiet, das sich mit der Behandlung von Krankheiten des Fusses, seiner Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie beschäftigt. In der Pferdeorthopädie beinhaltet die Podiatrie die Behandlung aller Erkrankungen rund um die Pferdehufe. Die Hufe werden von aussen auf Stellung und Symmetrie geprüft. Mittels Ganganalyse wird das Ab- und Auffussen sowie die Hufstellung in der Vorfürphase beurteilt. Das Röntgen hilft das „Innere“ des Hufes zu begutachten. Dadurch kann die Position des Hufbeins und der Zehenachse beurteilt werden. Verschiedene Spezialuntersuchungen, wie beispielsweise das Venogramm geben zusätzliche Informationen über die Hufgesundheit.


Ohne Huf kein Pferd

Die Zusammenarbeit zwischen Hufschmied und Tierarzt hat in den letzten Jahren an Popularität gewonnen. Der Grossteil der Pferde in unserem Patientengut haben solide und gute Hufe und benötigen keine routinemässigen, tierärztlichen Zusatzuntersuchungen wie Hufröntgen. Jedoch dienen solche Röntgenbilder, mit oder ohne Eisen, nicht nur der Erkennung von Stellungsfehlern oder Huferkrankungen. Die Röntgenbilder helfen auch einen orthopädischen Therapiebeschlag oder einen klassischen Beschlag zu beurteilen (z.B. anhand der Sohlen- und Wanddicke, der gemessenen Winkel etc.). Das sind Hilfsmittel, um die Arbeit vom Tierarzt und Hufschmied am Huf zu überprüfen.


Seitliches Röntgenbild eines Hufes mit Eisen

Seitliches Röntgenbild eines Hufes mit Eisen

Stellungsröntgen der Hufe

Das Wissen um die biomechanischen Kräfte vom Hufbein im Verhältnis zur Hornkapsel und den beteiligten Sehnen ist eine Wissenschaft für sich. Oftmals geht es dabei um eine Reduktion der Scher- und Hebelkräfte, die auf die Hufbein-Horn-Verbindung (Horn-Lamellen-Zone) einwirken. Beugesehnen und distale Gelenke (das Huf-, Kron- und Fesselgelenk) sind zusätzliche, anatomische Strukturen, die durch den Beschlag oder das Ausschneiden beeinflusst; respektive unterstützt werden können. Pferden, die mit Stellungsfehlern auf die Welt kommen oder über die Jahre eine suboptimale Hufstellung entwickeln kann geholfen werden, indem anhand von Röntgenbildern das Ausschneiden oder Beschlagen angepasst wird.


Kleine Patienten

Stellungsröntgen bei kleinen Patienten

Eine grosse Rolle spielt das Röntgen der Hufe bei der Hufrehe-Erkrankung

Sie ist eine der grössten Herausforderungen bei der Hufschmiede und Tierärzte in enger Zusammenarbeit dem Pferd helfen können. Bei der Beurteilung der Stellungsröntgenbilder ist es sehr wichtig, dass der Tierarzt die Bilder technisch korrekt anfertigt, diese mit gelernter Fachkenntnis interpretiert und mit dem Hufschmied bespricht.

An dieser Stelle möchten wir auf die neu gegründete Pferdepodiatrie-Schule verweisen in der Hufschmiede und Tierärzte in einer gemeinsamen 2-jährigen Weiterbildung alles über die Biomechanik und Huferkrankung lernen. Das VETCARE Team ist mit Dr. Gabriela Kaupp und Dr. Daria Stöcker als Instruktoren im WEPA-Team vertreten.

Weitere Infos können unter https://www.shoeing4soundness.ch/wepa ersehen werden.

Das Bockhufsyndrom

Bockhuf

Pferde weisen oftmals an den Vorderbeinen zwei unterschiedliche Hufe auf. Häufig spricht man beim steileren der beiden von einem Bockhuf. Dennoch muss genau hingesehen werden, denn nicht jeder steil gewachsene Huf muss auch ein Bockhuf sein. Es ist deshalb wichtig zwischen dem «steilen Huf» und dem «Bockhuf» zu unterscheiden.

Ursache und Untersuchung

Der Unterschied zwischen «steilem Huf» und «Bockhuf» liegt in der biomechanischen Entwicklungsweise. Der Bockhuf entsteht durch eine übermässige Kontraktion (Kontraktionssyndrom) der tiefen Beugesehne. Der steile Huf ist anatomisch korrekt gegeben und weist keine übermässige Kontraktion der tiefen Beugesehne auf, er ist dementsprechend in der Form und auch im Röntgenbild gut von einem Bockhuf zu unterscheiden. Meistens zeigen Pferde mit steilen Vorderhufen, allen voran die Rasse der Freiberger und Esel, zwei ungefähr gleich steile Vorderhufe. Pferde mit einem Bockhuf hingegen haben klassischerweise einen der beiden Vorderhufe flach und den anderen steil. In Ausnahmefällen können jedoch beide Vorderhufe einen Bockhuf aufweisen. Auch Esel, wenn auch viel seltener als Pferde, können an einem Bockhufsyndrom leiden.

Es werden verschiedene Ursachen des Bockhufes beschrieben. Man spricht vom angeborenen oder erworbenen Bockhuf. Wobei die angeborenen Bockhufe deutlich überwiegen. Sie können bereits bei Fohlen nach der Geburt in den ersten 1-3 Tagen erkannt werden.
Unabhängig der verschiedenen Entwicklungstheorien ist das Endresultat dasselbe. Ein Bockhuf wächst in den Trachten mehr als im Zehenbereich und die vordere Hufwand (Zehenwand) wächst in einer konkaven Schnabelform. Der Bockhuf wird in vier verschiedene Grade eingeteilt: Grad 1 bedeutet, dass die Formveränderung nur sehr leichtgradig ausgeprägt ist und Grad 4 bezeichnet starke, schwerwiegende Veränderungen.

Symptome

Wieso kann ein Bockhuf zu einem Problem führen?

Es gibt mehrere Gründe, wieso man das Bockhufsyndrom beim jungen Pferd, bereits im Fohlenalter angehen sollte.
Aufgrund der reduzierten Wachstumsgeschwindigkeit im Sohlenbereich, ist die Sohle meist zu dünn, was bei Fohlen und auch erwachsenen unbeschlagenen Pferden zu Lahmheiten führen kann. Ein stärker ausgeprägter Bockhuf (ab Grad 3) kann zu mechanischen Lahmheiten führen, weil die Beinlängen der Vorderbeine deutliche Unterschiede zeigen. Dies ist vor allem bei Dressurpferden, aber auch Springpferden, unerwünscht.
Weitere negative Folgen eines Bockhufes sind Hornrisse in der vorderen Hufwand, regelmässig wiederkehrende Abszesse im Zehenspitzenbereich, Bildung einer White Line Disease oder sogar hohlen Wand.
Fohlen, bei denen eine leichtgradige Ausprägung des Bockhufes nicht erkannt wird, können in einen höheren Grad hineinwachsen, da Schmerzen, meist verursacht durch die zu dünne Sohle, das Kontraktionssyndrom fördern.

Therapie

Eine absolute Therapie beim Bockhuf gibt es nicht. Es handelt sich vielmehr um ein Management solcher Hufe.
Bei jungen Fohlen kann allenfalls eine Korrektur angestrebt werden. Man hat jedoch nur ein kurzes Zeitfenster zur Verfügung. Sobald die Fohlen über 6 Monate alt sind, wird es schwieriger via Beschlag oder operativ eine Korrektur zu erlangen.
Ziel des Bockhufmanagements ist es, Sohlendicke zu erlangen und das Kontraktionssyndrom zu stoppen, das heisst den Zug der tiefen Beugesehne zu vermindern und somit eine Entspannung dieser zu erzielen. Beides wird über das Anbringen von Spezialbeschlägen oder bei Fohlen mit Klebekonstruktionen erreicht.
Es gibt Pferde, die barhuf gehalten werden können, solange eine genug dicke Sohle gewährleistet werden kann.

Strahlfäule

Bei der Strahlfäule handelt es sich um eine Infektion des Strahlhorns. Verantwortlich gemacht werden Bakterien, die sich gut in der Nässe und ohne Sauerstoff vermehren, und Pilze, welche in der natürlichen Umgebung zu finden sind.

Wie der Name schon sagt, erscheint das Strahlhorn faulig verändert. Dies äussert sich durch eine Konsistenzänderung des Horns. Es wird weich und schmierig. Durch die Fäulnis bildet sich braun-schwarzes Sekret, was verantwortlich ist für den stinkenden Geruch.

Die mittlere Strahlfurche ist dabei am häufigsten betroffen. Es kann aber auch der gesamte Strahl wie auch das Zwischenballenhorn verändert sein (siehe Bild). Strahlfäule kann für das Pferd sehr schmerzhaft werden, sobald die Infektion tiefer geht und die sensiblen Anteile der Lederhaut erreicht.

Ursachen

Leichtgradig ausgeprägte Strahlfäule, zu erkennen an der tiefen Rinne beginnend in der mittleren Strahlfurche, bis ins Ballenhorn reichend.

Die Ursachen einer Strahlfäule sind vielfältig und oft multifaktoriell. Hat sich die Strahlfäule einmal etabliert ist es schwierig und oft langwierig diese zu therapieren.

Faktoren, die eine Strahlfäule begünstigen können:

  • Schlechtes Hornwachstum
  • Steile hohe Trachten (Trachtenzwanghuf)
  • Schlechte Stallhygiene (mit Urin und Kot stark verschmutzte Einstreu)
  • Schlechte Hufpflege (Schlechter Beschlag oder Barhufpflege)
  • Nässe (auf der Weide/Matschweiden)
  • Nährstoffmangel im Futter (Vit A, Biotin, Vit D, Vit C, u.v.a.m)

Therapie

Fortgeschrittene Strahlfäule, das ganze Strahlhorn ist aufgeweicht und zeigt eine veränderte Hornqualität in der mittleren Strahlfurche.

Um die Strahlfäule effizient bekämpfen zu können, müssen alle oben genannten Ursachen eliminiert werden. Es gilt also erstmals die Umgebung sauber und trocken zu halten. Die Hufe und der Strahl müssen korrekt ausgeschnitten und/oder beschlagen werden. Dabei muss das veränderte Horn komplett abgetragen und danach behandelt werden.

Diverse (Haus)Mittel

Es gibt diverse (Haus-)Mittelchen, die eingesetzt werden können, um den Strahl zu desinfizieren und trocken zu halten. Bevor die verschiedenen Flüssigkeiten, Pulver oder Salben angewendet werden, müssen die Strahlfurchen täglich gut mechanisch gereinigt werden, da sonst die desinfizierenden Mittel nicht genug tief eindringen. 

Um den Schmutz aus den tiefen Strahlfurchen entfernen zu können, eignen sich zum Beispiel Gazetupfer, Wattestäbchen oder Zahnbürsten. 

Altbewährte Desinfektionsmittel sind Betadine (Iod), Kupfersulfat-  oder Essighaltige Flüssigkeiten, 3-prozentiges Wasserstoffperoxid oder Teebaumöl.

Antibiotikahaltige Salben sollten vermieden werden, da sie die Antibiotika-Resistenzen bei den in der Umgebung lebenden Bakterien fördern und wenig zur Abheilung der Strahlfäule beitragen.

Unterscheidung Strahlfäule - Strahlkrebs

Die Strahlfäule muss von dem sogenannten Strahlkrebs unterschieden werden. Beim Strahlkrebs ist das Strahlhorn in seiner Struktur verändert und wächst übermässig unorganisiert. Strahlkrebs kann bis ins Ballenhorn vordringen und auch dieses verändern. Manchmal ähneln sich Strahlfäule und Strahlkrebs äusserlich stark. Durch das Ausschneiden des Strahlhorns kann besser unterschieden werden, ob es sich um eine Fäule oder um eine wuchernde Veränderung des Horns handelt.

In schwerwiegenden Fällen muss ein Tierarzt hinzugezogen werden. Das ist, wenn die Strahlfäule soweit fortgeschritten ist, dass schmerzbedingt eine adäquate Behandlung durch den Hufschmied und Pferdebesitzer nicht mehr gewährleistet werden kann.

Hufrehe

Bei der Hufrehe handelt es sich um eine seit jeher gefürchtete, extrem schmerzhafte Entzündung der Lederhautlamellen im Innern der Hufe. Sie kann durch verschiedenste Faktoren ausgelöst werden und sowohl akut als auch chronisch verlaufen. Die Behandlung ist zwar aufwändig, aber (sofern korrekt durchgeführt) in den meisten Fällen erfolgreich und das Pferd erholt sich komplett. Um ein Wiederauftreten zu verhindern muss unbedingt der Auslöser gefunden und eliminiert werden.

Ursachen

Es gibt verschiedene Gründe warum ein Pferd eine Hufrehe entwickelt. Die häufigste Ursache ist in unseren Breitengraden leider immer öfter Übergewicht. Stark übergewichtige Pferde leiden an einer Stoffwechselerkrankung, welche als Equines Metabolisches Syndrom (EMS) bezeichnet wird. Hierbei kann durch einen gestörten Zucker- und Insulinhaushalt früher oder später eine Hufrehe ausgelöst werden. Des Weiteren haben auch ältere Pferde mit einem unbehandelten Cushing Syndrom ein erhöhtes Risiko an Hufrehe zu erkranken.
Als Folge einer Vergiftung können Pferde ebenfalls eine Hufrehe entwickeln. Hier spielen aufgenommene Stoffe wie zum Beispiel die Robinie / Falsche Akazie (Achtung bei Holzschnitzeln!) oder auch Selen eine wichtige Rolle. Andererseits können aber auch Gifte, die im Körper selbst durch Bakterien freigesetzt werden (Nachgeburtsverhalten, Darmentzündung) zu Problemen führen. Durch die plötzliche Aufnahme von hohen Kraftfuttermengen (Ausflug in die Futterkammer) oder viel jungem Gras laufen im Körper ähnliche Prozesse ab, wie durch die oben erwähnten Bakteriengiftstoffe.
Ebenfalls erwähnenswert ist die sogenannte Belastungsrehe. Wird ein Bein aufgrund starker Schmerzen (z.B. aufgrund eines Knochenbruchs oder einer Sehnenverletzung) nicht oder nur wenig belastet, führt dies zu einer Überlastung der gegenüberliegenden Gliedmasse. Über kurz oder lang kann dadurch auf der überlasteten Seite eine Hufrehe entstehen. Zu guter Letzt sei hier auch noch das Cortison erwähnt. Es gibt keinerlei Hinweise, dass eine korrekt dosierte Cortison-Therapie bei einem normalen, gesunden Pferd eine Hufrehe auslöst. Bei Pferden, die an Stoffwechselstörungen und Übergewicht leiden hingegen, erhöht sich das Hufreherisiko durch eine Cortison-Behandlung. Eine solche Therapie sollte deshalb immer nur in Absprache mit einem Tierarzt und unter Abwägung aller Faktoren stattfinden.

Mechanismus – Was passiert im Huf bei einer Hufrehe?

Das Hufbein (Knochen) ist über stark durchblutete Lederhaut-Lamellen in der Hornkapsel aufgehängt. Bei einer Hufrehe entzünden diese Lamellen, wodurch deren Verankerung und somit die Aufhängung locker wird. Das Körpergewicht lastet jedoch trotzdem weiterhin auf den Hufen und wirkt von oben Druck aus. Zudem übt die Tiefe Beugesehne (TBS), welche am hinteren Bereich des Hufbeines ansetzt ständig ein wenig Zug auf das Hufbein aus. Diese einwirkenden Kräfte können zu einer so genannten Rotation oder auch zu einem Absinken des Hufbeines im Bezug zur Hornkapsel führen.

Symptome

Eine akute Hufrehe geht immer mit grossen Schmerzen einher. Betroffene Pferde zeigen einen klammen, kurztrittigen Gang und möchten sich am liebsten gar nicht bewegen. Da der Grossteil des Gewichtes eines Pferdes auf seinen Vordergliedmassen lastet, sind meistens vorwiegend die Vorderhufe betroffen, sehr selten nur die Hinterhufe. In schweren Fällen können aber auch alle vier Hufe erkranken.
Im Stand werden die Vorderbeine nach vorne herausgestellt oder abwechselnd entlastet (trippeln). Ausserdem können die Hufe kaum mehr aufgenommen werden und einigen Besitzern fällt auf, dass ihr Pferd vermehrt liegt. Beim Gehen versuchen die Pferde die Zehen zu entlasten („Zehenschleudern“) und fussen deshalb vermehrt auf den Trachten („Trachtenfussen“). Auffällig ist auch ein starker Wendeschmerz. Auf weichem Untergrund werden die Symptome schwächer und die Pferde fühlen sich wohler.
Wird der auslösende Faktor einer Hufrehe nicht ausreichend bekämpft (z.B. Gewichtsreduktion), kann die Erkrankung chronisch werden. Charakteristisch hierfür sind die klassischen, konvergierenden Hornringe der Zehenwand, bis hin zur knollenartigen Verformung der Hufe. Solche Pferde werden immer wieder unter akuten Hufrehe-Schüben leiden, solange die Ursache nicht eliminiert wurde.

Diagnose

Eine Verdachtsdiagnose kann durch einen erfahrenen Tierarzt meistens bereits anhand der Symptome und einer vollständigen klinischen Untersuchung gestellt werden. Durch die Entzündung, die im Huf abläuft, fühlen sich die betroffenen Hufe oft wärmer an als normal. Zudem kann eine vermehrte Pulsation der Mittelfussarterien ertastet werden. Die Hufzange ist typischerweise positiv an der Hufspitze. Um die Diagnose zu sichern und für eine spätere Verlaufskontrolle, können Röntgenbilder angefertigt werden. Hier sind insbesondere die seitlichen Aufnahmen der Hufe von grosser Bedeutung. Auf ihnen werden unter anderem die Position des Hufbeines in Relation zur Hornkapsel (Rotation), sowie die verbleibende Sohlendicke beurteilt. Bei einer chronischen Hufrehe kann oft auch eine Verformung der Hufbeinspitze gesehen werden. Um mehr Informationen zur Durchblutung des Hufes und somit zur Prognose zu erhalten, kann zusätzlich ein Venogramm angefertigt werden.

normaler Huf
normaler Huf
Pony mit chronischer Hufrehe
Pony mit chronischer Hufrehe
Tinker mit leichtgradiger Hufbeinrotation
Tinker mit leichtgradiger Hufbeinrotation
chronische Hufrehe mit Spezialbeschlag
chronische Hufrehe mit Spezialbeschlag

Therapie

Ein Pferd mit einer akuten Hufrehe, also einer aktiven Entzündung der Lederhautlamellen, sollte so wenig wie möglich bewegt werden. Eine tief eingestreute Box, in welcher es weich steht und sich bei Bedarf hinlegen kann ist ideal. Legt sich das Pferd hin, sollte es nicht aufgescheucht werden, da es auf diese Weise versucht seine Hufe zu entlasten. Es ist aber wichtig, den Patienten gut im Auge zu behalten, um nicht eine mögliche Kolik (z.B. Verstopfung) zu verpassen. Weiter können weiche Hufverbände ebenfalls zu einer Linderung der Schmerzen beitragen. Die Hufeisen werden wenn möglich (sofern das Pferd lange genug auf einem Bein stehen kann) vorher entfernt. Durch Silikon- oder Gipseinlagen werden die Trachten höher gestellt, wodurch der Zug der Tiefen Beugesehne reduziert wird. Viele Pferde fühlen sich dadurch bereits deutlich besser.


Bei einer Hufrehe ist auch die richtige Medikation von grosser Bedeutung. Um die Entzündung in den Hufen einzudämmen werden Entzündungshemmer bzw. Schmerzmittel verabreicht. Insbesondere der Wirkstoff Phenylbutazon (Equipalazone) hat sich hier bewährt, ist aber mittlerweile nur noch für Heimtiere zugelassen. In der Regel wird mit einer relativ hohen Dosis gestartet, die im Verlauf dann langsam und immer in Absprache mit dem Tierarzt reduziert wird.


An Stelle von Hufverbänden kann auch das Kühlen der Hufe in den ersten paar Tagen helfen, die Entzündung zu reduzieren. Dies ist vor allem bei der toxischen Hufrehe, also ausgelöst durch eine Vergiftung, meist sehr effektiv.


Langfristig können Gipsverbände, spezielle Hufschuhe und Spezialbeschläge zur Anwendung kommen, um dem Pferd wieder zu einem normalen Leben zu verhelfen. Leider gibt es keine perfekte Lösung, die für alle Fälle funktioniert. Es ist daher wichtig, dass der Tierarzt die Behandlung auf das Pferd, die Umstände (Haltungsform) und den Besitzer (Können, Zeitaufwand, Budget) anpasst.


Natürlich sollte wenn möglich auch die Ursache der Hufrehe bekämpft werden. Ein Pferd mit EMS muss auf Diät gesetzt und ein vorliegendes Cushing Syndrom behandelt werden. Beim Verdacht auf eine Vergiftung wird wenn möglich bereits vor der Entstehung der Hufrehe der Magen gespült und unter Umständen Aktivkohle verabreicht. Zudem können in solchen Fällen prophylaktisch Eisschuhe und durchblutungsfördernde Medikamente eingesetzt werden, um eine Hufrehe möglichst zu vermeiden oder den Schaden so gering wie möglich zu halten.

Prognose

Prinzipiell kann sich eine Hufrehe in alle Richtungen entwickeln. Früher war die Erkrankung fast immer das sichere Todesurteil. Heutzutage gibt es viele Möglichkeiten, sie zu behandeln und ein Grossteil der Patienten kann dadurch gerettet werden. Hier gilt, je schneller das Pferd auf die Therapie anspricht und sich die Symptome verbessern oder sogar verschwinden, desto besser ist die Prognose. Es dauert jedoch meistens mehrere Wochen bis Monate, bis sich ein Patient komplett erholt hat und bedarf entsprechender finanzieller Mittel.
Kann der Hufrehe-Schub nicht unter Kontrolle gebracht werden, drohen schwerwiegende Komplikationen. Das Pferd kann und will womöglich nicht mehr aufstehen (Festliegen), es verliert den kompletten Hornschuh (Ausschuhen) oder das Hufbein tritt durch die Sohle (Durchbruch). Natürlich wird jeder Fall individuell betrachtet, aber solche Komplikationen sind meist nicht mehr mit einem pferdegerechten Leben vereinbar und das Pferd sollte von seinem Leiden erlöst werden.
Alles in allem ist die Prognose bei einer Hufrehe jedoch gut, sofern das Problem rechtzeitig erkannt und adäquat behandelt wird. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Tierarzt, Pferde- und Stallbesitzer und (zu einem späteren Zeitpunkt) Hufschmied, ist jedoch unerlässlich.

Hufrollenerkrankung

Hufrollenerkrankung, Hufrollensyndrom, Strahlbeinsyndrom oder auch Podotrochlose sind Synonyme und beschreiben alle dieselbe Erkrankung. 

Die Krankheit ist schon länger bekannt und wurde das erste Mal im Jahr 1752 beschrieben. Das Pferd hat dabei Schmerzen im hinteren Bereich des Hufs. Es ist eigentlich ein Syndrom, da nicht nur das Strahlbein (Os naviculare), sondern auch der Strahlbeinschleimbeutel (Bursa podotrochlearis), die Strahlbeinbänder (Ligamentum sesamoideum distale impar, Lig. sesamoideum kollaterale, Lig. chondrosesamoideum) und die tiefe Beugesehne involviert sind.

Anatomie des Hufbeins

Das Strahlbein (a) bildet zusammen mit dem Hufbein und dem unteren Anteil des Kronbeins das Hufgelenk. Das Strahlbein hat normalerweise zystoide Hohlräume "Canales sesamoidales" (f), welche mit Synovialzellen des Hufgelenks ausgekleidet sind (anatomisch normal). Des Weiteren Foramina nutricia, welche Blutgefässe enthalten zur Ernährung des Knochens. Die Gelenkfläche "Facies articularis" (g) ist dem Hufgelenk und die Gleitfläche "Facies flexoria" (d) ist dem Strahlbeinschleimbeutel (c) und der tiefen Beugesehne (b) zugewandt. 

Die Gleitfläche hat teilweise auch zystoide Hohlräume mit Verbindung zum Strahlbeinschleimbeutel. Das Strahlbein hält die tiefe Beugesehne in einem konstanten Winkel, wie eine Art Umlenkrolle. Die Gleitfläche und der Schleimbeutel ermöglichen ein sanftes und möglichst reibungsfreies Gleiten der tiefen Beugesehne in der Bewegung.

Symptome

Die Pferdepatienten zeigen eine anhaltende, also chronische Lahmheit. Sie sind mal mehr mal weniger lahm. Wenn beide Vorderbeine betroffen sind, was oft der Fall ist, zeigen sie ein kurzes Gangbild: sie mögen nicht recht vorwärtsgehen, die Schritte sind kurz, sie können stolpern und sie büssen an Leistung ein. Auf engen Wendungen zeigen sie Wendeschmerz und beim Longieren ist meist das innenliegende Bein mehr lahm als das Aussenbein. Die Brettprobe, wobei Zug und Druck im Bereich des Strahlbeins und der Band- und Sehnenstrukturen erzeugt wird, zeigt meist eine deutliche Schmerzreaktion.

Ursache

Die Ursachen sind multifaktoriell. Vaskuläre Ursachen (veränderte Gefässe, Thrombenbildung in Gefässen) und genetische Komponenten werden diskutiert. Eine ungünstige Biomechanik macht wohl den grössten Teil aus. Eine schlechte Konformation, v.a. im Hufbereich (Inkorrekte Zehenachse, Trachtenzwang, untergeschobene Trachten, deformierte Hufkapsel), sowie repetitive Überlastung machen zu viel und falschen Druck auf das Strahlbein. Dies führt zu Schäden des Knochens und des Knorpels auf der Gleitfläche, zu Entzündungen im Knochen und des Strahlbeinschleimbeutels. Ist der Schleimbeutel und der Knorpel der Gleitfläche beschädigt, wird auch die tiefe Beugesehne beschädigt. 

Gewisse Rassen sind öfters betroffen, z.B. Quarter Horses, Warmblutpferde und Vollblüter. Die meisten sind zwischen 4-15 Jahre alt, beim Auftreten der Erkrankung.

Untersuchung, weiterführende Diagnostik

Lahmheitsuntersuchung (Vorführen, Zangenprobe, Brettprobe, Beugeprobe), diagnostische Anästhesien und weiterführende bildgebende Verfahren wie Röntgen, MRI, CT, Szintigraphie und Arthroskopie des Strahlbeinschleimbeutels führen zu einer Diagnose

Im Röntgen sind z.B. die Canales sesamoidales vermehrt vorhanden und/oder vergrössert, die Form des Strahlbeins ist verändert, oder die Gleitfläche erscheint unregelmässig. Ebenso können z.B. Zysten im Strahlbein gesehen werden. Im MRI können zusätzlich die Weichteilstrukturen (Sehnen, Bänder) und Schäden im Bereich des Knorpels und Veränderungen im Knochen dargestellt werden, welche man im Röntgen nicht sehen kann.

Röntgenaufnahme (seitliche Aufnahme) eines Strahlbeins ohne besondere Befunde (Strahlbein mit orangen Pfeilen markiert).
Röntgenaufnahme (seitliche Aufnahme) eines Strahlbeins ohne besondere Befunde (Strahlbein mit orangen Pfeilen markiert).
Röntgenaufnahme (Oxspring) eines Strahlbeins ohne besondere Befunde (Strahlbein orange umrandet).
Röntgenaufnahme (Oxspring) eines Strahlbeins ohne besondere Befunde (Strahlbein orange umrandet).
Röntgenaufnahme (Oxspring) eines Strahlbeins mit einer Strahlbeinzyste (im orangen Kreis lokalisiert).
Röntgenaufnahme (Oxspring) eines Strahlbeins mit einer Strahlbeinzyste (im orangen Kreis lokalisiert).

Therapie

Wichtig ist eine allfällige Stellungskorrektur des Hufs und ein unterstützender Beschlag. Des weiteren Injektionen ins Hufgelenk oder in den Schleimbeutel mit stärksten Entzündungshemmern wie Corticosteroiden. Schmerzmittel werden meist über das Futter verabreicht. Bisphosphonate und Vitamin K-Präparate zur Unterstützung des Knochenstoffwechsel können dazu kombiniert werden. 

Als Ultima Ratio bleibt noch die Neurektomie (Nervenschnitt). Ca. 30% der Pferde haben jedoch Komplikationen (Neurombildung, Ruptur der Tiefen Beugesehne, Hufabszesse, inkomplette Denervation und Nervenneubildung). Das Pferd darf nach einer Neurektomie nicht mehr im Sport eingesetzt werden.

Prognose

Das Strahlbeinsyndrom ist eine chronisch degenerative Erkrankung, dies bedeutet nicht heilbar und fortschreitend. Mit dem richtigen Management und Therapien kann das Fortschreiten aber zeitweise gestoppt und verlangsamt werden. Gut bis vorsichtig sind die Prognosen bezüglich der Schmerzfreiheit. Sie ist jedoch abhängig vom Schweregrad. Oft ist wie gesagt nicht nur der Knochen involviert, sondern auch Bänder, die tiefe Beugesehne und der Schleimbeutel. Der individuelle Schweregrad der Schäden und das Ansprechen auf die Therapien beeinflussen die Prognose stark.

Für weitere Informationen oder offenen Fragen kontaktieren Sie uns!

Venogramm

Venogramm eines gesunden Hufes

Bei der Venographie oder dem Venogramm wird mittels intravenös injiziertem Kontrastmittel und danach angefertigten Röntgenbildern die Durchblutung des Hufbeins und dessen Aufhängeapparates dargestellt.

Hufrehe mittels Venogramm beurteilen

Durchführung Venogramm

Injektion Kontrastmittel

Bei der Hufrehe kommt es infolge unterschiedlicher Ursachen zu einer Minderdurchblutung der Lederhaut was folglich zu einer Loslösung des Hufbeins von der Hornkapsel führt.

Die Darstellung der Gefässversorgung im Falle einer Hufrehe zeigt uns, wo das Hufbein ungenügend oder nicht mehr durchblutet wird, wie stark die Schädigung der Gefässe fortgeschritten ist und welche mechanischen Einflüsse (z.B. Zug der tiefen Beugesehne) die Durchblutung verbessern oder verschlechtern.

Da sich das Schmerzempfinden meistens, aber nicht immer, mit dem Ausmass der Gefässschädigung deckt, nehmen wir uns das Venogramm zu Hilfe, um eine bessere Aussage über den Schweregrad machen zu können.

Die Durchführung des Venogramms findet im Stall, am stehenden und leicht sedierten Pferd, statt.

Für das Prozedere werden die Hufe unempfindlich gespritzt, damit das Pferd schmerzfrei stehen und die Injektion des Kontrastmittels nicht spüren kann. Je nach Verlauf der Hufrehe-Erkrankung kann das Venogramm am ersten Tag oder zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt werden.

Unterschiedliche Venogramm-Aufnahmen

Venogramm eines gesundes Hufes

Venogramm 2

Venogramm eines Hufes mit leichtgradiger Durchblutungsbeeinträchtigung

Venogramm 3

Venogramm eines Hufes mit hochgradiger Durchblutungsbeeinträchtigung

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