Die Leber ist beim Menschen wie auch beim Pferd eines der zentralen Organe für das Umsetzen von Stoffwechselprodukten. Zu ihren Funktionen gehören der Abbau von Nährstoffen, die Produktion von Energieträgern und Proteinen, die Speicherung von Glykogen (eine Speicherform der Glukose oder des Blutzuckers), die Entgiftung und die Gallenflüssigkeitsbildung.
Der Gallensaft wird frisch in den Leberzellen produziert und fliesst entlang der Gallengänge in den Dünndarm. Bei längerfristiger Belastung mit Schadstoffen oder bei einem infektiösen Geschehen sterben Leberzellen ab und leberspezifische Enzyme werden in den Blutkreislauf abgegeben. In diesem Fall muss die Leber „Überstunden“ leisten, kann sich aber häufig selbst regenerieren.
Viele Leberprobleme kommen durch Infektionen mit Viren, Parasiten oder (Darm-) Bakterien zustande. Zu den Beispielen der Infektion gehören das Equine Herpes Virus, das Equine Parvovirus und Hepacivirus, Leberegel, grosse Strongyliden und die Askariden (Spulwürmer) dazu. Toxine wie zum Beispiel im Jakobskreuzkraut enthalten, Mykotoxine im Heu, aufgenommene Chemikalien und hoch dosierte oder über lange Zeit gegebene Medikamente können ebenfalls die Leberzellen belasten. Ausserdem kann es auch als Folge von Krankheiten des Gastronintestinaltrakts zu Entzündungen des Lebergewebes kommen. Seltener kommen Neoplasien (Tumore), Gallensteine oder die Hyperlipämie/Leberverfettung vor.
Die Symptome von Lebererkrankungen unterscheiden sich je nach Stadium und Intensität der Krankheit:
abgemagertes Pferd
Die erste diagnostische Massnahme ist die Blutuntersuchung. Hierbei kann einerseits untersucht werden ob Leberzellen selbst geschädigt sind und andererseits kann auch die Leberfunktion überprüft werden. Dabei muss auch erwähnt werden, dass Leberwerte manchmal erhöht sind, obwohl das Pferd klinisch unauffällig ist. In solchen Fällen wird mit dem Besitzer individuell das weitere Vorgehen besprochen.
Erhöhte Laborwerte in der Blutchemie: Leberenzyme, Metabolite und Gallensäure
Die Leber wird seitlich am Abdomen geschallt. Es werden die Grösse der Leber, das Lebergewebe und die Gallengänge auf Veränderungen untersucht.
Beispiele von Ultraschallbildern des kaudalen Leberlappens, eingebettet im Zwerchfell, Darm und Magen
Wird am sedierten Tier unter Ultraschallkontrolle durchgeführt. Man benötigt mind. 2 Biopsien von ca. 2-3cm Länge. Die entnommenen Proben werden histopathologisch untersucht.
Die Therapie ist stark abhängig von der Ursache. Bei leicht- bis mittelgradigen Veränderungen der Leberparameter setzten wir auf Phytotherapie. Diese sollen die Leberfunktionen unterstützen. Hochdosiertes Vitamin E wird als Radikalfänger eingesetzt. Bei fehlender Normalisierung der Werte muss der Einsatz von zusätzlichen Medikamenten (Entzündungshemmer, Antibiose) abgewägt werden.
Bei klinisch sich verschlechterndem Zustand braucht das Pferd eine intensive Infusions-Therapie mit stationärem Aufenthalt an einer Klinik.
Die Hyperlipämie ist eine Krankheit, die am häufigsten bei Ponies, Mini Horses und Eseln/Maultiere/Mauleseln vorkommt. Aber auch die laktierende Stute und schwer angeschlagene Pferde können daran erkranken.
Durch eine negative Energiebilanz, zum Beispiel durch Trächtigkeit, eine schwere Krankheit oder Anorexie, werden Fettsäuren aus dem Fettgewebe mobilisiert. Dadurch befinden sich vermehrt Triglyzeride und andere Lipoproteine im Blut. Diese können sich als Fett in der Leber einlagern und hier Schäden verursachen und die Leberfunktion belasten.
Die Symptome einer Hyperlipämie sind häufig unspezifisch, und zeigen sich als Apathie, Anorexie, Schwäche, Durchfall und/oder Kolik. Im Blutbild sind erhöhte Triglyzerid-Werte u.a. zu finden. Manchmal sind auch bereits die Leberwerte erhöht.
Im ersten Schritt muss die Primärkrankheit, falls erkennbar, behandelt werden. Zusätzlich werden Infusionen mit Glukosezusatz angewendet und der Appetit wird angeregt, um den Blutzucker zu stabilisieren. In schweren Fällen müssen die Pferde zwangsgefüttert werden.
Eine Besserung des klinischen Zustandes folgt meist verzögert in 3 bis 10 Tagen.
Die Tabelle ist nicht vollständig, soll aber die in unseren Breitengraden möglichen Gifte aufzeigen.
Abgefressene Weiden und auch eine erhöhte Belastung der Weide mit Kot führen sowohl zu hohen Wurmbürden und andererseits auch dazu, dass die Pferde eher giftige Pflanzen fressen, welche sie sonst nicht ignorieren würden.
Auch das Jakobskreuzkraut (Senecio jacobeae) breitet sich bei uns wieder vermehrt aus.
Weidenmanagement
Jakobskreuzkraut
symptomatisch: siehe oben
Das equine Parvovirus wurde neuerlich als Auslöser der akuten viralen Leberentzündung identifiziert. Übertragen wird es über engen Kontakt oder durch das Verabreichen von biologischen Produkten (z.B. Pferdeplasma, Botulinum Antitoxin oder Tetanusserum).
Häufig ist der Verlauf asymptomatisch – und möglicherweise sind die Leberwerte nicht einmal verändert. Es sind aber auch dramatische Verlaufsformen mit dem Tod innert weniger Tage beschrieben.
Es handelt sich um ein Ausschlussverfahren anderer Erkrankungen. Eine Blutuntersuchung bei welcher Virusmaterial (PCR-Verfahren) gesucht wird, ist möglich.
Die Therapie ist von symptomatischer Natur.
Die Prognose ist gut wenn der Verlauf asymptomatisch und mild ist, aber vorsichtig bis schlecht bei Anzeichen von Leberversagen. Momentan ist noch kein Impfstoff entwickelt.
Das equine Hepacivirus ist, wie der Name vermuten lässt, ein Virus welches eine Leberentzündung auslöst. Diese Infektion verläuft häufig subklinisch und wird oft erst im chronischen Stadium entdeckt. Die Übertragung erfolgt auch hier durch das Verabreichen von biologischen Produkten oder über andere Wege, die bis dato nicht verstanden sind.
Es handelt sich ebenfalls um ein Ausschlussverfahren anderer Erkrankungen. Eine Blutuntersuchung bei welcher Virusmaterial (PCR-Verfahren) gesucht wird, ist möglich. Die Therapie ist symptomatisch, die Prognose ist bei günstig bei asymptomatischen Fällen.
Es handelt sich ebenfalls um ein Ausschlussverfahren anderer Erkrankungen. Eine Blutuntersuchung bei welcher Virusmaterial (PCR-Verfahren) gesucht wird, ist möglich. Die Therapie ist symptomatisch, die Prognose ist bei günstig bei asymptomatischen Fällen.
Der Leberegel braucht für seinen Lebenszyklus eine Schnecke als Zwischenwirt und kommt daher vor allem auf Weiden mit Wassergräben oder Biotopen vor. Im Endwirt lebt er in den Gallengängen der Leber.
Koprologie mit einem Leberegel Ei, Quelle: Diagnose von Helminthosen durch koproskopische Untersuchung, D. Thienpont
Der adulte Leberegel lebt in den Gallengängen und legt dort seine Eier, welche über die Gallenflüssigkeit in den Darm gelangen und so mit dem Kot auf der Weide abgesetzt werden. Wird der Kot in der Nähe eines stehenden Gewässers abgesetzt, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass eine Schlammschnecke vorbeikommt und einige der Eier frisst. In der Schnecke entwickeln sich die Eier dann zu sogenannten Cercarien (Larvenformen), welche auf Pflanzen wieder ausgeschieden werden. Die Pferde fressen diese mit Larven belegten Pflanzen und infizieren sich auf diese Weise wieder mit dem Parasiten. Die Larven wandern vom Darm in Leber und entwickeln sich dort wieder zu adulten Wurmformen, die erneut Eier absetzen.
In den meisten Fällen verläuft eine Infektion mit Leberegeln symptomlos. Oftmals findet man nur erhöhte Leberwerte im Blut und kann die Ursache nicht identifizieren. Lebt das Pferd auf einer Weide mit einem stehenden Gewässer, dann ist der Befall mit Leberegeln eine Differenzialdiagnose, welche untersucht werden sollte.
Der Leberegel kann in der Kotprobe (drei separate Stuhlproben desselben Tieres an drei aufeinanderfolgenden Tagen) mit einem sogenannten Sedimentationsverfahren nachgewiesen werden. Antikörpertests welche beim Rind gute Resultate bringen, sind beim Pferd weniger zuverlässig.
Beim Pferd werden Wirkstoffe wie Triclobendazol oder Levamisol eingesetzt.