Dicke Beine, Krusten, Mauke, Juckreiz, Nesselfieber etc. sind Krankheitsbilder, die manchmal saisonal auftreten. Manchmal aber auch unerwartet auftreten und keinen Zusammenhang mit der Fauna und Flora haben oder mit dem Flug der Insekten oder gar der Sonneneinwirkung (UV-Strahlen). Mit einer auf das Erscheinungsbild zugeschnittenen, lokalen Behandlung können bereits viele Probleme behoben werden.
Tiefergreifende Untersuchungen sind, neben einer Biopsie der Haut und Unterhaut und darauffolgenden Histologie oder Bakteriologie/Mykologie, auch Blutuntersuchungen mit der Suche nach möglichen, ursächlichen Allergenen (Allergologie).
Hauttumoren versuchen wir zu typisieren (Biopsie, Feinnadelaspiration) und zu therapieren, z.B. das Sarkoid.
Mauke ist keine eigentliche Erkrankung, sondern eine Entzündung der Haut im Bereich der Fesselbeuge aufgrund verschiedener Ursachen. Häufiger sind die Hinterbeine betroffen und mit über 80% vor allem die nicht pigmentierten (weissen) Stellen der Gliedmassen.
Es gibt drei verschiedene Verlaufsformen: mild, exsudativ und chronisch.
Mild
oberflächliche Krusten, leichter Haarverlust
Exsudativ
Rötung, nässende bis eitrige Krusten, deutlicher Haarverlust
Chronisch
Haut verdickt, Schwellung, Schmerzen
Bei der Therapie der Mauke unterscheidet man zwischen einer lokalen (direkte Behandlung im Bereich der Veränderungen) und systemischen (Medikamentengabe über das Maul oder den Blutweg über die Vene) Vorgehensweise.
Sehr wichtig ist dabei aber in jedem Falle die Hygiene: betroffene Stellen ausscheren, mit desinfizierenden Lösungen/Seifen/Shampoos waschen und anschliessend sauber und trocken halten.
Die Liste von möglichen Salben und Shampoos mit verschiedensten Inhaltsstoffen ist riesig. Daher sind hier nur einige Beispiele genannt: Zink-, kortisonhaltige Salben, Silberspray, Henna, Betadinesalbe/ lösung/-seife, Chlorhexidinshampoo/-salbe, u.a.
Antibiotika werden bei fortgeschrittener Mauke prophylaktisch eingesetzt, um einer möglichen Phlegmone vorzubeugen.
Wenn die Tage länger werden, das Wetter wärmer und die Weidesaison vor der Tür steht ist es eine schöne Zeit für Pferdebesitzer. Besitzer von Sommerekzempferden können dieser Zeit jedoch nicht nur mit Freude entgegen schauen.
Ein von Juckreiz geplagtes Pferd mit dadurch grossflächigen Scheuerstellen am Mähnenkamm.
Unter „Sommerekzem“ versteht man eine Hypersensibilität/Allergie von Pferden auf den Speichel von Gnitzen (Culicoides).
Die Symptome des Sommerekzems treten in den Monaten auf, in welchen Gnitzen aktiv sind und reichen von starkem Juckreiz, über haarlose, bis hin zu offenen blutigen Hautstellen. Typische Lokalisationen sind Mähnenkamm, Schweif, Bauchnaht, Schlauch, Euter und der Augenbereich. Betroffene Pferde können durch die Allergie stark in ihrer Lebensqualität eingeschränkt sein und sind teilweise während der Hochsaison nicht reitbar.
Die Symptomatik tritt meist erstmals im Alter von 2 bis 6 Jahren auf und wird bei regelmässigem Kontakt zu den allergieauslösenden Gnitzen zunehmend schlimmer. Besonders betroffen sind Pferde mit erblicher Vorbelastung hinsichtlich des Sommerekzems, sowie Pferde, welche aus Regionen mit keinem oder wenig Gnitzenvorkommen (Island, Küstengebiete, Wüstengebiete) einreisen.
Grossflächige Scheuerstelle am Schweifansatz
Das Sommerekzem ist zum heutigen Zeitpunkt nicht heilbar. Die wirksamste Behandlung für das Sommerekzem besteht daher aus einer Kombination von Mückenprophylaxe und einer symptomatischen Behandlung des übrigbleibenden Juckreizes und Hautveränderungen.
Für eine möglichst erfolgreiche Behandlung steht die Mückenprophylaxe im Vordergrund. Deren Ziel ist es, möglichst wenig Kontakt zum allergie- und somit symptomauslösenden Allergen (Gnitzenspeichel) zu haben.
Mücken lieben es hell, windstill und feucht – daraus lassen sich wichtige Tipps zur Mückenprophylaxe ableiten:
Diese werden in der Regel 1-2x täglich auf die juckenden Körperstellen aufgetragen (nicht direkt auf offene/ blutige Stellen). Regelmässiges Waschen dieser Stellen wird zusätzlich empfohlen.
Kortison hat eine immunsuppressive und somit antiallergische Wirkung und kann dadurch den Juckreiz meist erfolgreich bekämpfen. Da bei der Behandlung mit Kortison auch Nebenwirkungen auftreten können, sollte diese eng mit einem Tierarzt abgesprochen sein.
Leider zeigt eine Therapie mit Antihistaminika bisher bei Pferden keinen zufriedenstellenden Erfolg.
„ASIT“, auch Hyposensibilisierung oder „Allergieimpfung“ genannt, ist die einzige ursächliche Therapie bei Allergien. Sie hat das Ziel die Überreaktion des Immunsystems, welche zur Allergie führt, zu behandeln. Hierbei werden wiederholt die allergieauslösenden Allergene injiziert, um eine Gewöhnung an das Allergen zu erreichen. Besonders wichtig bei der Entwicklung einer ASIT sind die Isolation der richtigen Allergene, sowie die Reduktion ihrer allergieauslösenden Wirkung bei Erhaltung ihrer Fähigkeit eine Immunantwort auszulösen.
In den letzten Jahren gab es in diesem Bereich der Forschung zum Sommerekzem grosse Fortschritte. Es laufen aktuell mehrere Studien, welche den Erfolg verschiedener ASIT Verfahren überprüfen und welche das Ziel haben eine „Allergieimpfung“ auf den Markt zu bringen.
Eine dieser „Impfungen“ befindet sich bereits in der klinischen Studie (der letzte Schritt vor Marktzulassung) und zeigt erste gute Erfolge (bei etwa der Hälfte der Pferde eine Verbesserung der Symptomatik um 50% und bei 20% sogar eine Verbesserung von 75%).
Die Hoffnung in die Forschung bezüglich der „Allergieimpfung“ für das Sommerekzem ist gross und auch wir warten ungeduldig auf weitere Fortschritte. Leider ist frühestens in 1-2 Jahren mit einer solchen Impfung auf dem Markt zu rechnen.
Da unsere Pferdetierärztin Jasmin Birras Ihre Doktorarbeit in diesem Forschungsbereich schreibt, beobachten wir Fortschritte nahe am Geschehen.
Das Management eines Sommerekzempferdes ist nicht immer einfach. Unsere erfahrenen Pferdetierärzte helfen Ihnen jedoch sehr gerne dabei und diskutieren individuell angepasste Behandlungs- und Managementschritte mit Ihnen.
Räudemilben (Chorioptes) leben auf der Haut des Tierwirtes und ernähren sich von abgestossenen Hautschuppen. Die Milben sind nur 0.3mm gross und daher von blossem Auge nicht sichtbar. In der Umwelt können sie bis zu 70 Tage lang überleben. Auf dem Pferd findet man sie vorwiegend an den Beinen; hauptsächlich in der Fesselbeuge. Bei sehr starkem Befall sind sie aber auch auf dem Rest des Körpers auffindbar. Die Milben haben einen dreiwöchigen Zyklus. Es dauert also drei Wochen von dem Moment, an dem die adulten Milben Eier legen, bis die neuen Larven wieder zu eierlegenden, adulten Milben gereift sind. Pferderassen mit langen, dichten Kötenbehängen (wie z.B. Friesen und Tinker) weisen am häufigsten einen Befall mit Räudemilben auf. Seltener können die Parasiten aber auch andere Rassen betreffen.
Grafik aus "Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin"
Von Räudemilben befallene Pferde zeigen vor allem Juckreiz. Sie stampfen mit den Hinterbeinen oder reiben und kratzen ihre Gliedmassen zum Beispiel am Rand des Tränkeeimers oder an der Boxenwand. Durch die mechanische Irritation entstehen kleine Wunden in der Haut, und man findet häufig frisches Blut im Fell. In chronischen Fällen wird die Haut durch die lang andauernde, ständige Entzündung dicker und es bilden sich Falten und Knoten. Ist dieses Stadium einmal erreicht, kann die Erkrankung nur noch in Schach gehalten, aber kaum noch geheilt werden.
Warzenmauke nach chronischem Befall mit Räudemilben
Verdickte Haut und Ausschwitzungen
Da die Milben ein feucht-warmes Milieu bevorzugen, sollten die Beine möglichst sauber und trocken gehalten werden. Es empfiehlt sich deshalb, die langen Fesselbehänge zu scheren. Auf diese Weise können auch Medikamente besser auf die Haut auftragen werden, wodurch Waschungen und Lotionen besser wirken. Täglich sollten die losen Krusten vorsichtig ausgebürstet / entfernt werden. Dies entzieht den Milben einerseits die Nahrungsgrundlage und lindert andererseits den Juckreiz. Der wichtigste Teil der Behandlung sind Antiparasitika. Hier gibt es lokale und systemisch verabreichte Mittel, welche oft auch in Kombination gebraucht werden.
Handelt es sich um ein Bestandesproblem, müssten alle Pferde im Stall und gleichzeitig die Umgebung behandelt werden, um die Milben komplett zu eliminieren. Ausserdem sollte der Stall danach für 70 Tage leer stehen gelassen werden. Solche Massnahmen sind in den allermeisten Fällen nicht möglich und auch nicht nötig, wenn nur einzelne Tiere betroffen sind. Bei besonders anfälligen Tieren mit langen Fesselbehängen kann der Milbenbefall meistens nur eingedämmt werden. Oft bleiben lebenslang regelmässige Behandlungen nötig. Zudem sind ein sehr strenges Management und eine gute Hygiene unabdingbar. Der Behang muss täglich gesäubert und gepflegt werden. Sobald auch nur kleine Krusten oder Veränderungen spürbar sind, sollte reagiert werden.
Die Urtikaria, auch Nesselfieber genannt, zeigt sich meist als vorübergehender (Tage, Wochen, Monate) Ausschlag mit Erhebungen (Quaddeln) der Haut. Sie ist eine allergische Reaktion auf verschiedene mögliche Ursachen. Es kommen diverse Faktoren in Frage, die sowohl von aussen (Insektenstiche, Blütenpollen, Medikamente, Futtermittel etc.), wie auch von innen (Stress, Infektionen etc.) auf das Pferd einwirken.
Die Hauterhebungen können an allen Körperstellen auftreten. Sie sind unterschiedlich gross und können sich täglich verändern. Manchmal sind sie von Ausschwitzungen mit einem gelben Sekret und Krusten begleitet.
Solange keine weiteren Symptome auftreten ist das Nesselfieber für das Pferd nicht gefährlich und verschwindet häufig spontan wieder. Sollte es aber über längere Zeit bestehen bleiben oder sich das Pferd in seinem Allgemeinbefinden stören (Juckreiz, offene Stellen, Krusten etc.) raten wir eine Tierärztin zu konsultieren. Dringend muss reagiert werden, wenn neben dem sichtbaren Nesselfieber auch die Schleimhäute anschwellen. Allergische Reaktionen können im Schock mit Kreislaufproblemen und weiteren Symptomen enden.
Urtikaria nach einem Insektenstich
Pferd mit Nesselfieber unbekannter Ursache
Mit einem Blut- oder Hautallergietest können in immunologischen Tests einzelne Allergene eruiert werden. Weil so viele mögliche Einflussfaktoren eine Rolle spielen, ist die Ursachenfindung aufwändig und kann im Frust enden. Die Tests können falsch positiv oder negativ sein, da individuelle Kreuzreaktionen (der Antikörper) vorkommen.
Wenn einzelne Allergene gefunden werden, kann mit einer spezifischen Desensibilisierungslösung eine mögliche Reduktion der Immunantwort erreicht werden.
Allergietest, Reaktion des Körpers auf die Allergene
Im akuten Stadium, insbesondere wenn begleitet von Atemnot, ist die Therapie der Wahl die Gabe von Steroiden. In vielen Fällen tritt die Urtikaria nach Absetzen der Steroide allerdings wieder auf. Die Therapie mit Antihistaminika ist beim Pferd wenig wirksam. Eine gewisse Linderung, manchmal auch Besserung, verspricht das Abwaschen mit kaltem Essigwasser. Immunmodulierend kann mit der Desensibilisierung (mit den Resultaten des Allergietest) eingegriffen werden.
Auch die Akupunktur bietet eine Möglichkeit gegen die Urtikaria vorzugehen um Rezidive bzw. Rückfällen vorzubeugen. Mit dieser Behandlung soll der Körper wieder ins Gleichgewicht gebracht werden.
Pferd mit Nesselfieber
Gleiches Pferd nach 2 AKP Behandlungen
Wenn eine Futtermittelallergie vermutet wird kann eine Ausschlussdiät angewendet werden. Dabei werden alle Zusatzfuttermittel, ausser Heu und Wasser, entfernt. Anschliessend werden die einzelnen Futtermittelkomponenten separat wieder hinzugefügt. Es wird 6 - 8 Wochen abgewartet, bevor die nächste Komponente ausprobiert wird. Dieses Vorgehen braucht Geduld und Durchhaltewillen.
Gerne stehen wir Ihnen für Fragen und Untersuchungen zur Verfügung.
Die Vaskulitis, genauer gesagt: leukozytoklastische Vaskulitis, ist beim Pferd eine Entzündung der Haut-Blutgefässe mit einer veränderten und verminderten Durchblutung des Gewebes. Die Folge ist eine Entzündung der Haut (Dermatitis), weil Bakterien, Parasiten etc. eindringen können, und die körpereigene Abwehr diese wieder zu eliminieren versucht. Sichtbar wird eine krustige Dermatitis, welche auch mit einer Schwellung und vermehrter Wärme der Gliedmasse einhergehen kann.
Die Vaskulitis, genauer gesagt: leukozytoklastische Vaskulitis, ist beim Pferd eine Entzündung der Haut-Blutgefässe mit einer veränderten und verminderten Durchblutung des Gewebes. Die Folge ist eine Entzündung der Haut (Dermatitis), weil Bakterien, Parasiten etc. eindringen können, und die körpereigene Abwehr diese wieder zu eliminieren versucht. Sichtbar wird eine krustige Dermatitis, welche auch mit einer Schwellung und vermehrter Wärme der Gliedmasse einhergehen kann.
Akute Vaskulitis
Aktue Vaskulitis
Die genaue Ursache der Vaskulitis ist nach wie vor ungeklärt. Als Auslöser werden «innere» Faktoren wie beispielsweise eine genetische Vorbelastung, durchgemachte Infektionen, systemische Ursachen (Leberversagen, u.a.m.) und «äussere» Einflüsse wie eine Photosensitivität (Schäden durch UV-Strahlen), eindringende Bakterien, Parasiten, Pilze, Umweltfaktoren (Kontaktdermatitis) und Traumata diskutiert.
Die Diagnostik beinhaltet eine genaue Begutachtung der Hautveränderungen und weitere Analysen wie z.B. Hautgeschabsel, Abstriche, Biopsien und Blutuntersuchungen. Nicht in allen Fällen sind sämtliche Abklärungen notwendig.
Die Krusten werden meistens mit milden und desinfizierenden Shampoos eingeweicht und sanft abgelöst und die Haut mit entzündungshemmenden, pflegenden und je nach Fall auch mit antibakteriellen Salben behandelt.
Ebenfalls wird teilweise mit Bandagen (auch als Sonnenschutz), Silbersocken, Lymphdrainage, unbehandelter Schafwolle und/oder dem Ansetzen von Blutegeln gearbeitet.
Den Pferden können zusätzlich entzündungshemmende Medikamente und Antibiotika über das Futter verabreicht werden.
Optimaler Heilungsverlauf
Fast ganz verheilt
Die genaue Ursache kann nicht in allen Fällen ermittelt werden. Die Behandlung ist oft langwierig und aufwändig und nicht immer kommt es zu einer vollständigen Abheilung. Meistens bleiben die betroffenen Beine anfällig für erneute Entzündungen.