Ophthalmologie

Beim Pferd sind Erkrankungen am Auge ernst zu nehmen. Wegen der Erblindungsgefahr sollten sie dem Tierarzt vorgestellt werden. Symptome können tränende, trübe, gerötete, schmerzhafte oder blinde Augen sein. Für eine gründliche Untersuchung muss der Patient eventuell sediert werden, damit die Lider sich nicht bewegen oder Druck und Schmerz nicht gespürt werden. Es gibt auch Augentropfen, welche die Hornhaut unempfindlich machen und die Untersuchung erleichtern. Weiter braucht es eine Vergrösserungsmöglichkeit mit einem Ophthalmoskop (direktes oder indirektes) oder eine Spaltlampe. Mit einem fluoreszierenden Farbstoff und einer speziellen Lampe kann die Hornhaut auf Verletzungen untersucht werden. Um den Augendruck zu messen wenden wir ein Tonometer an. Für die Therapie müssen Augentropfen und –Salben eventuell mit systemisch angewandten Medikamenten kombiniert werden, um eine umfassende Behandlung zu gewährleisten.

Augenuntersuchung

Augenuntersuchung Pferd

Augendefekt sichtbar mit Fluoreszin

Augendefekt sichtbar mit Fluoreszin

Augendefekt in Abheilung

Augendefekt in Abheilung

Hornhaut mit einsprossenden Gefässen auf der normalerweisen klaren Hornhaut

Hornhaut mit einsprossenden Gefässen auf der normalerweise klaren Hornhaut


Glaukom

Als Glaukom (auch «grüner Star») wird ein Anstieg des Augeninnendrucks durch ein Ungleichgewicht zwischen Produktion und Abfluss des Kammerwassers beschrieben. Ein erhöhter Augeninnendruck beim Pferd ist im Vergleich zum Menschen oder Hund relativ selten oder wird seltener erkannt, denn häufig entwickelt sich ein Glaukom schleichend und ohne dass das Auge nach aussen hin schmerzhaft wirkt. Unbehandelt führt ein erhöhter Augeninnendruck meist früher oder später zur Erblindung, da der hohe Druck den Sehnerv und die Netzhaut schädigt.

Pferd mit Hornhauttrübung und Fluoreszin positivem Bereich im unteren Abschnitt
Pferd mit Hornhauttrübung und Fluoreszin positivem Bereich im unteren Abschnitt

Diagnose

Bei einer Trübung der Hornhaut ohne Hornhautdefekt greift die Tierärztin zum Tonometer. Dies ist ein spezielles Gerät, um den Augendruck zu messen. 

Gesunde Pferde haben links und rechts einen ca. gleich hohen Augeninnendruck (ca. 25 mmHg). Den genauen Wert, ab wann der Druck den Sehnerv oder die Netzhaut schädigt, kennt man beim Pferd nicht. Pferde halten aber, im Vergleich zum Menschen oder Hund, höhere Drücke (bis zu 60 mmHg und mehr) über einen relativ langen Zeitraum von Wochen bis Monate aus, ohne dass sie «blind» werden. 

Der Messung des Augendruckes schliessen sich in der Regel ein Ultraschall und eine detaillierte Untersuchung des Inneren des Auges an. Mit diesen Zusatzuntersuchungen kann festgestellt werden, ob das Auge bereits erblindet ist. Wenn eine luxierte Linse oder auch ein Tumor (z.B ein Melanom) als Grund für den erhöhten Augendruck bei der Untersuchung entdeckt werden, kann entschieden werden ob diese operative entfernt werden sollten.


Im Glaskörper sind hochgradig vermehrte Entzündungsprodukte (Fibrinfäden) zu sehen («Uveitis»)
Im Glaskörper sind hochgradig vermehrte Entzündungsprodukte (Fibrinfäden) zu sehen («Uveitis»)

Ursachen

Man unterscheidet zwischen dem angeborenen und dem erworbenen Glaukom. Beim angeborenen Glaukom ist das Abflusswerk des Kammerwassers missgebildet. Das Kammerwasser wird zwar vom Ziliarkörper normal produziert, kann aber nicht richtig abfliessen. Die genaue Entstehung des erworbenen Glaukoms beim Pferd, sofern nicht eine luxierte Linse oder ein Tumor den Abfluss von Kammerwasser blockiert, ist Gegenstand aktueller Forschungen und nicht restlos geklärt. Momentan geht man davon aus, dass die allermeisten Pferde, welche im Laufe ihres Lebens einen erhöhten Augeninnendruck entwickeln, irgendwann einen oder mehrere Schübe einer inneren Augenentzündung (Uveitis) durchgemacht haben. Man vermutet, dass diese Uveitis strukturelle Veränderungen im Abflusswerk des Kammerwassers verursacht.


Therapie 

Zunächst wird versucht, den Augendruck mit augendrucksenkenden Augentropfen zu senken. Die Wirkstoffe dieser Augentropfen hemmen die Kammerwasserproduktion. Gelingt es unter der medikamentösen Behandlung den Druck zu stabilisieren oder sogar zu senken, so ist keine Operation nötig. Sollte eine luxierte Linse oder ein Tumor die Ursache für einen gestörten Kammerwasserabfluss sein, so muss individuell entschieden werden, ob die Linse oder der Tumor operativ entfernt werden kann. Leider kann in den meisten Fällen die genaue Grunderkrankung nicht eruiert –  und somit auch nicht deren Ursache beseitigt werden. 

Die beiden aktuell verfügbaren Operationsmethoden beim Pferd wurden aus der Human- und Kleintiermedizin übernommen. Sie umfassen einerseits die Zerstörung des Ziliarkörpers mit dem Diodenlaser (transsklerale Photoablation) oder das Legen eines «Silikonröhrchens» zum Ableiten von Kammerwasser aus der vorderen Augenkammer in die Bindehaut hinein. 


Leider sind bis dato beide Operationsmethoden nicht ohne Risiken und ersetzen die Dauertherapie mit Medikamenten in der Regel nicht. Die Pferde können trotz Operation irgendwann erblinden oder der Augen-Druck bleibt trotz dem Eingriff erhöht. In solchen Fällen ist es ratsam, das Auge zu entfernen (Enukleation).

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